indien 06
Thursday, September 28, 2006
  kerala
nachdem wir die paradiesischen zustaende am varkala beach dann doch als reine touristenveranstaltung entlarvt haben (man wandelt am aussersten grad der klippen unter kokospalmen, links das meer und ein traumhafter sonnenuntergang, rechts ein meer von kaschmiris, die in einer schlimmen ansammlung von bretterbuden dir die gartenzwergseite indiens verkaufen wollen... am wenigsten aufdringlich sind da noch die tibeter, aber jemand hat gesagt, dass auch die nur von den schmierikaschmiris angestellt werden, weil die geplagten europaeer auf die stillen freudlichen leutchen positiver reagieren...)irgendwann merkt mann dann, dass alles hier nur deinetwegen aufgestellt wurde, wie eine kulisse, die den blick auf die wirklich schoenen aber leider kostenlosen sachen verstellen soll. dass die lecker fischrestaurants nur bretterbuden sind, die nach der saison zu muellhalden zerfallen, mit den touristen die ganzen haendler auch verschwinden und die wunderschoene kueste dann ausgebrannt und zerlatscht zurueckbleibt.
ab da hatte ich den eindruck, dass dieser ort hier irgendwie tot wirkt und den anderen ging es wohl auch so aehnlich.

aber da fuhr dann auch der zug nach kerala. und hier sitze ich, in fort kochi, dem aelterne teil der hauptstadt. hier liegt vasco da gama, oder besser lag, denn die porugiesen haben ihn sich wiedergeholt, hier gibt es wunderschoene alte baeume in den strassen und der ganze nepp sieht etwas weniger neppisch aus.
wir speisen in einem kunstcafe um die ecke, wo man bei richtigen latte macciato und schokokuchen wagner und mozart hoeren kann. ein ort an dem man gern gecko sein moechte... heut gab es sogar kartoffelsalat. das ist dann doch ein bisschen viel europa, so schlimnmes heimweh habe ich dann doch nicht. nee, ich werde meinen gaumen heut abend wieder mit kaesemassala einreiben, wuerzigen gewuerztee trinkenund mich freuen, dass ich noch ein paar tage hier bin.
 
Friday, September 22, 2006
  varkala
bestimmt habt ihr lieben daheimverbliebenen schon laengst aufgegeben, nach neuen eintraegen von mir zu suchen. jawoll, ich bin total schreibfaul dieses jahr.

das liegt einerseits daran, dass wir dieses jahr nur so kurz hier sind, viel herumreisen und selten lang genug zum zuruecklehnen an einem ort verweilen. andererseits sind wir ja mit mani unterwegs und wir verbringen viele herzliche stunden damit, gemeinsam die englische sprache zu missandeln.
ich kann auch schon ein paar sachen in tamil sagen, zum beispiel -meine frau ist eine...- und eine reihe tiernamen.

und zuguterletzt macht es ja auch keinen spass, immer wieder die gleichen witze ueber all die schrulligkeiten zu machen, die hier wiklich nie aufhoeren.

dieses jahr ist es ein bisschen anders. ich staune etwas leiser und fuehle mich so wohl hier, dass ich kaum die klappernden atempausen in heruntergekuehlten internetkabinen vermisse. ich bin lieber draussen, stehe irgendwo rum oder unternehme abenteuer wie in etwa das herausfinden von busverbindungen mit mani oder so.

im moment sind wir in varkala. nach einer hausbootfahrt, die so abartig schoen war, dass man sie nicht in worte fassen kann, liegen wir nun in einem paradiesischen aryuvedahotel an der westkueste keralas herum. ein unbeschreiblicher ort. die schoenheit draengt sich einem fast noch durch die geschlossenen augenlider. wir trinken wuerzige tees auf kleinen hoelzerenen plattformen im hotelteich, es gibt katzenkinder die herzzerreissend miauen, schmetterlinge so gross wie schulhefte und die speisen werden, nachdem sie ausserordentlich lecker waren, von kundigen haenden durch den koerper massiert...

liebe leser, ich muss jetzt leider erst mal wieder die pitturesken klippen mit den postkartenpalmen erklimmen und von da oben mit blick auf das meer bei massalafisch und bananen-schoko-pfannkuchen ergruenden, womit ich mir das alles wohl verdient habe.
 
Thursday, September 14, 2006
  hurra, wir fahrn nach madurai...
was waere denn das fuer eine geschichte, wenn wir am dienstag abend als quietschvergnuegte bunte bande in froehlicher erwartung mit unseren lustigen kleinen rucksaecken ins gemuetliche schlafwagenabteil der schnaufenden bimmelbahn nach madurai geklettert waeren, wo uns ein baerbeissiger schaffnersmann mit dickem schnurrbart freundlich in die arme nimmt und fragt, ob wir lieber milch oder kekse vorm einschlafen wollen...

mal ehrlich, das waere doch mist.

richtig was zu erzaehlen gibts doch erst, wenn du ganz hinten an einem etwa zwei kilometer langen zug stehst, der hier leider nur eine minute stehen bleibt, mit einem halben zentner zeug auf dem ruecken, das ungefaehr einen halben meter breiter ist als der mittelgang der dichtbevoelkerten waggons (und vor allem als die tueren dazwischen) und zehn kilo foto in der hand, und ein baerbeisiger schaffnersmann mit dickem schnurrbart schreit dir was ins gesicht, das irgendwie so klingt, als ob dein klimatisierter liegewagen, den du schon wochen vor der reise gekauft hast, ganz ganz, aber auch GANZ vorne ist...
 
Tuesday, September 12, 2006
  tag zwo - willkommen chaos
wieder erklimmen wir den kleinen bus, zusammen mit mani und machen eine tempeltour. ich ich bin noch leer und alles ist egal und ok zugleich. ein kleiner umweg ueber die doerfer ruettelt uns mal richtig durch, ich mache ein zwei safarifotos von menschen die auf der erde sitzen, mit den haenden drin wuehlen und sachen draus essen. dann lehne ich mich zurueck und lasse mich vom land ueberfahren.
so passiert es denn, dass das herz erweicht, der kopf sich weit mal nach draussen auftut. glueck und worte kommen aus verschiedenen richtungen. ich sitze in der letzten reihe, sage nichts.

ab und an muss ich raus, in einen tempel. mani erklaert uns, betet fuer uns, laesst uns teilhaben. hinterher erzaehlt er uns, dass er darum bat, dass wir viele kinder bekommen. ich sags mal frei raus: ich finde das toll.

dann wieder durch die leute. durch die strassen, den laerm... arm raus, arm rein, immer wenn laster an meinem fester vorbeischrammen, oder die vollgestopften busse mit den donnerhupen, die so maechtig tuten, dass sie hunde und huehner aufwirbeln und davonfegen... ein hund liegt auch am strassenrand, aufgedunsen und die beine in die luft gereckt. ob der gerade verwest oder gebiert, man kann das nicht so genau erkennen... und hier ist leben und tod ja eh etwas naeher beisammen als bei uns, etwas weniger theoretisch.
nachdem ich das erste gigabyte an erinnerungsdaten mit schnellem auge verursacht habe, packe ich fuer heut die knipse weg und schaue anders, sehe den, der auf den urlaubsbildern immer fehlt. entdecke die bequemlichkeit in mir, das rumsitzen, das erst mal noch einen kaffee trinken, das ich will ausschlafen, das ich habe keine lust... komfort ist die entsetzlichste art zu sterben. die sucht nach behaglichkeit, das langsame totgehen... warum nur sind wir immer so versessen drauf, ungeschoren durchs leben zu kommen? vermeiden, was sich nicht versichern laesst, heben so viel auf fuer die diffuse idee einer tollen zukunft... gegenwaertig donnere ich jedenfalls durch das pralle leben, das pure chaos ist mein tempel und ich bin fest entschlossen, den inneren schweinehund aufzuwirbeln und im graben hinter mir verrecken zu lassen. heilig ist mir der moment, da mich meine seele einholt und - hallo micha in linz - an genau dieser stelle geht die innere musik wieder an.
 
Wednesday, September 06, 2006
  blogschocklade - schreibblockade
ja, wir sind wieder hier. man geht vom flugzeug einen langen gang hinunter in die abfertigungshalle, es wird waermer ums herz und unter den achseln, der fussboden wird dezent speckiger, wie in der tschechhei, die ersten bunten uebrigbleibsel hier und da... noch steht man in einer schlange mit den anderen weissbroten, aber bald loest sie sich auf in staunen und wohlgefallen, denn von draussen quillt es schon neugierig zu dir rein, will dich angucken, haben, versorgen und ein bisschen ausnehmen.

ihr lieben zuhausgebliebenen! ich wills gleich vorwegnehmen: das wetter ist bombig, das essen hervorragend und die unterkunft einfach perfekt. geht nicht besser. das weiss ich schon, als wir nachts um zwei mit dem bus nach mamallapuram tuten, die seele sitzt noch zu haus am computer und macht irgendwie business... ohne mich.

zwar fuehlt man sich nach dem flug eher abgeworfen als gelandet, aber mani macht den aufprall in chennai zu einem ruehrenden und sehr freundlichen erlebnis. mein kopf bleibt leer, ich schaue in die nacht hinaus, es riecht verbrannt, vertraut, verzaubert...
ein bisschen ist das alles als ob man gar nicht weggewesen waere, der geruch, die musik, die den kleinen bus erschuettert... die vielen fahrer, die sich um das lenkrad draengen und mein armer, seelenloser kopf kramt ganz hinten nach ein paar englischen brocken, die vom letzten jahr noch uebrig sind. damit ich mani erzaehlen kann, wie ich mich freue, wieder hier zu sein.
 

ARCHIVES
September 2006 /


Powered by Blogger